«Es ist natürlich ein Umbruch im Leben,» erzählt René Giger, der vor kurzem seine Werkstatt an der Langgasse 79 geschlossen hat. «Aber man freut sich auch auf andere Herausforderungen. Nach so vielen Jahren freue ich mich, endlich mehr Zeit für meine Familie und Hobbys zu haben.»
Giger denkt zurück an die Anfänge: «Früher machte man viele Reparaturen. Da wurde ein Auto noch geflickt – da konnte man noch richtig schrauben», sagt er mit einem Anflug von Nostalgie. «Heute ist fast alles aus Plastik, und wenn etwas kaputtgeht, wird es einfach ersetzt. Es ist eine ganz andere Zeit, in der vieles kurzlebiger ist.»
Über die Jahre hat Giger eine besondere Beziehung zu den Menschen im Heiligkreuz aufgebaut. «In einem Quartier wie diesem, sind automatisch die Menschen aus der Nachbarschaft zu mir gekommen», erzählt er. «Es war wichtig, eine enge Beziehung zur Kundschaft zu haben. Viele Stammkunden sind über die Jahre zu Freunden geworden.»
Heute ist alles anonymer, aber damals gehörten die Ladenbesitzer an der Langgasse fast zu einer Familie. Man ging morgens zum Schwatz ins «Paradisli» und da trafen sich alle – vom Pöstler über den Schreiner bis zum Drogisten. Diese Zeiten sind vorbei.
Er hat die Veränderungen an der Langgasse hautnah miterlebt: «Ich bin wohl der Letzte, der so lange geblieben ist.» Viele langjährige Firmen und Handwerker seien aus dem Quartier verschwunden und die enge Gemeinschaft habe sich aufgelöst. Der Verkehr sei heute enorm. Früher konnte man die Langgasse noch ohne Weiteres überqueren.
Giger blickt gespannt auf seine Zukunft: «Ich habe Enkel, und mit einem von ihnen zerlege ich gerade ein Mofa. Das macht riesigen Spas», sagt er lachend. «Dann sind da noch meine beiden Oldtimer, ein Fiat 500 und ein Mazda MX5, die ich pflegen muss. Mein Junior hat auch ein seltenes Auto, und da werde ich jetzt mehr Zeit investieren. Langweilig wird es sicher nicht!»